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  • Sörf Film Fest

Jeremy Jones - "Das Gefühl des Dahingleitens"


"Life of Glide", den neuen Film von Jeremy Jones, zeigen wir nach seiner Europapremiere beim Freeride Filmfestival jetzt nochmal beim Sörf Film Fest. Jeremy hat uns letzten Herbst im Interview schon ein paar wichtige Fragen beantwortet, zum Beispiel, was ihn immer noch so sehr am Snowboarden fasziniert und wie er gegen Donald Trump kämpft.

Jeremy, "Deeper"/"Further"/"Higher" war eine Trilogie von Hi-End-Filmen, für die du mit einer riesigen Crew mehrmals rund um den Planeten gejettet bist. Welche Philosophie verfolgst du mit deinem neuen Film "Life of Glide?

Eine ganz andere. Diesen Film habe ich zu Hause im Squaw Valley, also quasi im Garten hinter dem Haus, gedreht. Und ich war immer nur mit einem Kameramann unterwegs, dafür aber mit den Besten, mit denen ich den vergangenen Jahren schon zusammengearbeitet hatte: Tom Day, Mike Hatchett und Tim Manning.

Life of Glide" zeigt natürlich wieder wahnsinnig ausdrucksstarke Bilder, die für sich alleine schon soviel mehr sagen als Worte es könnten. Aber kannst du für unsere Leser hier trotzdem versuchen, dieses Gefühl zu beschreiben, das du da draußen im Gelände suchst - und findest?

Wenn man Snowboarden aufs Wesentliche reduzieren will, dann ist es die größte Form von Freiheit, Kreativität und Verbundenheit mit der Natur. Nirgends fühle ich mich so lebendig, so im hier und jetzt, wie beim Snowboarden. Es ist kein Wunder, dass ich mein Leben lang versucht habe, diese Erfahrung so intensiv als möglich zu erleben.

Im Film erzählst du, dass du irgendwann realisiert hast, dass du dein "ganzes Leben diesem Gefühl gewidmet" hast. Wann ist dir zum ersten Mal wirklich bewusst geworden, dass sich alles ums Gefühl des Dahingleitens dreht?

Als Kind versuchst du ja auf ganz natürliche Art und Weise das zu tun, was dich am Glücklichsten macht - und denkst dabei nicht unbedingt daran, was später einmal sein wird. Ich habe diesen Zugang zum Leben, dieses Streben nach Glück, einfach nie verändert. Und deshalb ertappe ich mich heute, 30 Jahre danach, immer noch dabei, dass ich eigentlich genau das Gleiche mache wie damals als Kind und Teenager.

Du bist mittlerweile 42 und selbst Vater zweier Kids. Hat sich deine Liebe zum Snowboarden mittlerweile verändert? Kannst du es vielleicht sogar noch mehr genießen als früher?

Ich weiß es nicht. Als junger Mann habe ich einige wirklich radikale Entscheidungen getroffen und habe unter anderem auf meine schulische Karriere und ein traditionelles Leben verzichtet, um mich voll und ganz aufs Snowboarden konzentrieren zu können. Bis ich 25 war, habe ich in Autos geschlafen, bei irgendwelchen Freunden auf der Couch, in Abstellkammerln. Ich hatte keinen Plan B in der Hinterhand und auch keinerlei sonstige Skills, mit denen ich mein Leben bestreiten hätte können. Damals wollte ich einfach nur Snowboarden. Heute ist mir aber vielleicht bewusster, warum ich das tue und warum es mir so wichtig ist, meine Zeit in den Bergen zu verbringen: Ich kann mich da draußen meinen Problemen stellen, nirgends sonst bin ich so entspannt, so im Einklang mit mir selbst.

Wie du im Film schon sagst: "Es existiert nur dieser Moment. Keine Zukunft. Keine Vergangenheit." Aber ist es nicht wahnsinnig kompliziert, die Suche nach diesen Momenten der Freiheit im Kampf des täglichen Lebens unterzubringen?

Bei mir funktioniert es ganz einfach. Im Laufe der Jahre bin ich immer anspruchsloser geworden, was die Schneebedingungen angeht. Ich warte heute nicht mehr auf die perfekten Bedingungen. Viel wichtiger ist es mir geworden, so viel Zeit wie nur irgendwie möglich draußen in der freien Natur zu verbringen.

Im Film trägst du eine Kappe mit der Aufschrift "Make America Deep Again", eine deutliche Anspielung auf Donald Trumps Slogan "Make America Great Again". Du hast mit "Protect Our Winters" schon 2007 deine eigene Non-Profit-Organisation gegründet, die sich dem Klimaschutz widmet und von der es mittlerweile sowohl einen Österreich- als auch einen Schweiz Ableger gibt. Wie geht es dir mit dem neuen US-Präsidenten, der unter anderem Pipelines in Naturschutzgebieten zulassen will und einen Ausstieg Amerikas aus dem Paris-Abkommen zum Klimaschutz plant?

Die Wahl eines Klimawandel-Leugners hat mich tief in der Seele getroffen. Die aktuelle Regierung zerstört jahrzehntelange Bemühungen, den Klimawandel zu verhindern und beutet unseren Planeten in einem Maße aus wie wir es nie zuvor gesehen haben. Aber jetzt aufgeben? Das ist keine Option für mich! Wir können doch nicht stillsitzen, während vor unseren Augen so großes Unrecht geschieht! Natürlich, ich würde auch manchmal gerne einfach wegsehen und mich nicht um die Zerstörung unseres Planeten sorgen. Aber das kann ich nicht. Im vergangenen Jahr ist mein Kampf für den Klimaschutz intensiver denn je geworden.

Ist "Life of Glide" nicht zuletzt auch ein Film, der uns die Schönheit der Natur und unsere Liebe zu ihr in Erinnerung ruft? Genau. Für mich ist "Life of Glide" eine Feier, ein Freudenfest zugunsten des gepflegten Schwungs und des Gefühls dabei, das wir Snowboarder und Skifahrer so lieben. Ich komme ja viel herum in der Welt und treffe in den Bergen immer wieder auf Menschen, die sich für ein ähnliches Leben wie ich selbst entschieden haben. Okay, ich mag vielleicht ein Profi sein und mein Geld mit dem Snowboarden verdienen - aber letztendlich wollen wir doch alle das Gleiche: unsere Zeit da draußen genießen. "Life of Glide" ist ein Film für alle Menschen, die ihren privaten Kompass nach diesem Gefühl ausrichten, egal, ob im Schnee oder am Wasser.

Fotos: © Tim Manning

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